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23.03.2022 | Recycling | YP

Baustoff-Recycling: Wunsch und Realität

Es kursieren jede Menge Informationen zum Baustoff-Recycling in Bayern. Da kann man schon mal leicht durcheinanderkommen. Wir wollen Licht ins Dunkel bringen. Geschäftsführer Michael Weiß von der Ettengruber GmbH Recycling & Verwertung gibt Einblicke aus der Praxis.

Der Mix aus Primär-Rohstoffen und Ersatz-Baustoffen ist die Zukunft

Das Baustoff-Recycling ist nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zur Gewinnung und Nutzung von Primärrohstoffen zu sehen. Der Rohstoffverbrauch in Bayern wird in den nächsten Jahren weiter steigen. Um den Bedarf decken zu können, muss auf alle Ressourcen zurückgegriffen werden. Sekundärrohstoffe leisten hier künftig einen noch wichtigeren Beitrag. So können wir von unseren natürlichen Rohstoff-Vorkommen profitieren und gleichzeitig nachhaltige Baustoffe und -arten voranbringen. Der Mix der Rohstoffe wird also der entscheidende Faktor werden. Dennoch werden Primärrohstoffe wie Sand und Kies auch zukünftig die Basis für eine solide Rohstoffversorgung sein.

Recycling-Material in der richtigen Qualität

Michael Weiß von der Ettengruber GmbH Recycling & Verwertung betont: „Um den Anteil an Recyclingmaterial steigern zu können, müssen vor allem im Hochbau Möglichkeiten geschaffen werden, prozentual höhere Materialmengen in Betonrezepturen unterzubringen. Aber auch uns ist klar, dass selbst bei einer solch hohen Verwertungsquote nur ein Bruchteil des Baustoffbedarfs gerade in einer Region wie München gedeckt werden kann.“ In der eigenen Firmengruppe hat der Dachauer Recyclingbetrieb die erforderlichen Qualitäten selbst in der Hand – vom sortenreinen Abbruch von Gebäuden über eine hochwertige Aufbereitung bis hin zur Produktion von Sekundärbaustoffen für Recycling-Beton im Hochbau oder für ungebundene Recycling-Baustoffe für den Erd- und Straßenbau. Über 95 Prozent des Bauschutts werden hier wiederverwertet. Heraus kommt ausschließlich Material, das nachweislich der Klasse RW1 entspricht, also ohne Auflagen verwendet werden kann.

Die kontinuierliche Verfügbarkeit von Abbruchmaterial ist entscheidend

Durch den Standort in der Region München hat es das Recyclingunternehmen, in Hinblick auf einen homogenen Stoffstrom und Zusammensetzung des Materials, deutlich einfacher als die Recyclingbetriebe in der ländlichen Region. „Da wir unser Material überwiegend von eigenen Baustellen beziehen, haben wir diesbezüglich keine Probleme“, so Michael Weiß. Die gängige Praxis, vor allem in den ländlichen Regionen ist allerdings, dass Unternehmen auf Containerbauschutt von vielen unterschiedlichen Baustellen angewiesen sind.

Nachfrage und Akzeptanz bei Recycling-Baustoffen

Bei den aus reinem Beton hergestellten Sekundärbaustoffen sieht er kein Akzeptanzproblem. „Das Interesse ist sehr groß in den Bereichen, in denen es Sinn macht, die auf der Baustelle gewonnenen Materialien idealerweise vor Ort wiedereinzusetzen. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Straßenbau, bei dem sich diese Sekundärbaustoffe über die Jahre etabliert haben. Anders sieht es leider bei den gemischten Fraktionen aus, die sich aus Beton, Ziegel, Gestein und Keramik zusammensetzen. Obwohl sie über die technischen und analytischen Eigenschaften verfügen, um im Erdbau verwendet werden zu können, müssen diese Materialien oft aufgrund mangelnder Nachfrage und Akzeptanz in Verfüllungen verwertet oder auf Deponien eingelagert werden. Und das, obwohl bereits jetzt eine akute Knappheit an Verfüll- und Deponieraum herrscht.“