25.01.2024 | Daten & Fakten | CG
Die Hardware unserer Gesellschaft: regionale Rohstoffe
Der Bedarf an mineralischen Rohstoffen ist groß. Allein in Bayern beträgt er rund 150 Mio. Tonnen pro Jahr. Mit Hilfe von Kalk beispielsweise werden Genussmittel wie Wein oder Bier hergestellt. Doch auch zur Produktion von Kosmetikartikeln und Hygieneprodukten sind mineralische Rohstoffe wie Sand oder Kalk unerlässlich. Doch der Löwenanteil davon fließt in die Bereitstellung der Infrastruktur, ohne die der Alltag schlicht nicht funktionieren würde: Gebäude, Wohnhäuser und Verkehrswege sind dafür die besten Beispiele, aber auch ohne Rohre für die Kanalisation und Gebrauchskeramik würden wir wie im Mittelalter leben. Die Tatsache, dass jeder Einwohner pro Tag über 30 kg Rohstoffe benötigt bzw. direkt oder indirekt nutzt, ist nun besser nachzuvollziehen.
Bauschutt Recycling: Nicht die Antwort auf alles
Angesichts des Bedarfs ist es wichtig, die regionale Rohstoffgewinnung nicht weiter einzuschränken. Denn aktuell können nur 11 Prozent der mineralischen Rohstoffe durch Recyclingmaterial ersetzt werden, auch wenn mehr wünschenswert wäre. Eine Studie des DIW (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung e.V.) ergibt, dass auch künftig maximal 15 Prozent möglich sein werden, dann ist das Ende der Fahnenstange erreicht. Das bedeutet: Es müssten ganze Städte für die Bereitstellung von Sekundärrohstoffen abgerissen werden, um auch nur in die Nähe des jährlichen Gesamtbedarfs von 150 Mio. Tonnen zu kommen. Der Bezug von heimischen Rohstoffen aus der Region ist jedoch nicht nur aus diesem Grund alternativlos. Denn müssten diese importiert werden, hätte das weitreichende Folgen:
- Allein die Verdopplung des durchschnittlich ca. 35 km langen Transportwegs von der Gewinnungsstätte bis zum Verbraucher würde den CO2 Verbrauch auf den Jahresausstoß einer Stadt wie Deggendorf erhöhen
- Das Bauen würde noch teurer und deutlich aufwändiger, denn schon bei einer Entfernung von 50 km übersteigen die Transportkosten den Materialpreis. Ferner gingen Arbeitsplätze verloren: rund 50 nachfolgende Arbeitsplätze im Baugewerbe hängen von einem einzigen in der Rohstoffgewinnung ab
- Der Wirtschaftsstandort Bayern würde ohne heimische Rohstoffgewinnung deutlich geschwächt und verlöre seine Unabhängigkeit. Zudem würde dies sämtliche Kommunen bei Bauprojekten vor erhebliche logistische Herausforderungen stellen
- Einzigartige Lebensräume verschwänden, die für viele bedrohte Tierarten und Pflanzenarten zur neuen Heimat wurden. Für dieses Engagement wurde das Kooperationsprojekt „Natur auf Zeit“ mit dem Bayerischen Umweltpreis 2023 ausgezeichnet
Zusammen die regionale Rohstoffversorgung sichern
Im Sinne der Ressourcenschonung sollte so viel Recycling Material wie möglich in der Bauwirtschaft eingesetzt werden, vorausgesetzt, die technischen und umweltrelevanten Merkmale für den vorgesehenen Einsatzzweck werden erfüllt. Die entscheidenden Faktoren sind die Verfügbarkeit vor Ort bzw. der kontinuierliche Stoffstrom, kurze Transportwege und die ökonomisch und ökologisch sinnvolle Aufbereitung von mineralischen Abfällen. Diese Faktoren bedingen sich auch untereinander.
Was da ist, sollte genutzt werden. Das gilt insbesondere für das Recyclingmaterial, aber eben auch für die Gewinnung der Primärrohstoffe, die in zahlreichen Einsatzgebieten noch immer alternativlos sind. Letztendlich ist es für uns zweitrangig, ob Primärrohstoff oder Sekundärrohstoff. Wichtig ist, dass die Rohstoffversorgung regional sinnvoll sichergestellt ist. Das wird nur im Mengenmix gehen. Primärrohstoffe werden immer den Hauptanteil an der Bedarfsdeckung bilden.