11.08.2022 | Artenschutz
Gruben und Steinbrüche - ein Zufluchtsort für viele Arten: die Zauneidechse
Viele Arten finden in unserer heutigen Kulturlandschaft nur noch wenige Gebiete, die ihren natürlichen Lebensbedingungen entsprechen und so sind Rohstoffgewinnungsstätten häufig wichtige Ersatz- Lebensräume geworden. Sie bieten das, was viele Tier brauchen, aber kaum noch finden: Ruhe-, Versteck-, Laich- und Brutmöglichkeiten.
Wir möchten nach und nach Arten vorstellen, die in Gruben und Steinbrüchen leben. In diesem Artikel geht es um das Reptil des Jahres 2020/21: die Zauneidechse (Lacerta agilis).
Vom fast allgegenwärtigen Reptil zur gefährdeten Art
Die Zauneidechse ist über ganz Bayern verbreitet, taucht regional aber unterschiedlich häufig auf und verliert immer mehr ihren natürlichen Lebensraum. Obwohl sie in ihren Lebensbedingungen relativ anspruchslos ist, viele Umgebungen für sie in Frage kommen und sie sehr anpassungsfähig ist, wird die Zauneidechse heute auf der Roten Liste Bayern als gefährdet geführt und gilt als streng zu schützende Art. Der Grund für den Lebensraumverlust ist, dass Säume an Waldrändern, unbefestigte Wege, Waldlichtungen, Heckenlandschaften oder Ackerraine immer mehr verschwinden. Und so findet man auch die Zauneidechse in vielen Gegenden immer seltener.
Was sie dringend braucht, ist ein lockerer und gut zu grabender Boden für die Eiablage, Sonnenplätze wie Baumstumpfen oder Gestrüpp und Sträucher oder Bäume als Deckung und zum Schutz vor Überhitzung. All das gibt es häufig in Rohstoffgewinnungsstätten.
Zauneidechsen sind etwa die Hälfte des Jahres aktiv. Die Männchen kommen meist im März/April aus den Winterquartieren und beenden ihre Aktivität oft im August. Weibchen zeigen sich im Frühjahr erst etwas später und ziehen sich meist Ende August oder im September zurück, wenn sie sich von der Eiablage erholt haben. Die Jungtiere sind am längsten zu beobachten, da sie sich oft erst im September oder Oktober in die Winterquartiere verabschieden. Zauneidechsen sind tagaktiv und brauchen zum Aufwärmen gut besonnte Stellen. Wenn es sehr heiß ist, bewegen sie sich dagegen gerne im Schutz der Vegetation oder in feuchten Bereichen, oder sie bleiben ganz in ihrem Unterschlupf. Nach der Paarungszeit sind es gerade die Weibchen, die viel Sonne brauchen, da dies die rasche Entwicklung der Eier fördert. Die Eiablage erfolgt meist zwischen Ende Mai und Anfang August. Das Weibchen legt die Eier in selbstgegrabenen Höhlen an offenen und sonnigen Plätzen ab. Solch geeignete Ablagestellen sind wichtig und um sie zu finden, müssen die Weibchen oft auch "weite" Wanderungen auf sich nehmen. Auch hierfür sind Gewinnungsstätten mit ihrem lockeren Untergrund und ihrer vegetationsarmen Umgebung ein vorteilhafter Standort für die Zauneidechse.
Zauneidechsen werden meist 18 bis 20 Zentimeter lang und gehören zur Gattung der Smaragdeidechsen. Dazu passend leuchten die Männchen zur Paarungszeit smaragdgrün. Doch danach sind sie übrigens in der Regel wieder braun gefärbt und es gibt insgesamt auch andere Farbvarianten, wie die „Schwärzlinge“ oder auch rotrückige und fast zeichnungslose Tiere. Egal in welcher Variante und zu welcher Zeit: Haben Sie schon mal eine entdeckt?