20.10.2022 | Artenschutz
Gruben und Steinbrüche - ein Zufluchtsort für viele Arten: der Flussregenpfeifer
Viele Arten finden in unseren heutigen Kulturlandschaften nur noch wenig Lebensraum, der ihren natürlichen Bedingungen entspricht, und so sind Rohstoffgewinnungsstätten wichtige Ersatzlebensräume geworden. Sie bieten Tieren die nötigen Ruhe-, Versteck-, Laich- und Brutmöglichkeiten, die es außerhalb oft kaum noch gibt.
Wir stellen Arten vor, die in Gruben und Steinbrüchen leben: Der Flussregenpfeifer (Charadrius dubius) ist eine der Vogelarten, die am häufigsten in Gewinnungsstätten in Bayern anzutreffen ist.
Als Bodenbrüter auf „Ersatzlebensraum“ angewiesen
Der Flussregenpfeifer wird auf der Roten Liste Bayern als gefährdet eingestuft. Woran liegt das vor allem?
Der zarte Vogel hat zwar einen geringen Flächenanspruch, aber er braucht ebenes und vegetationsfreies Gelände. Am besten sind Rohböden oder Kiesflächen in der Nähe eines Gewässers für ihn. Der Flussregenpfeifer ist ein Bodenbrüter, was bedeutet, dass er sein Nest auf kahlen und kiesigen Flächen mit möglichst viel Ausblick baut. Sein Nest ist dabei eine eher flache Mulde, die in den Untergrund gedreht wird und manchmal mit kleinen Steinen ausgelegt wird.
Diese weitgehend vegetationsarmen Bruthabitate finden sich vor allem an Kiesufern und -inseln von naturnahen und unverbauten Flüssen. Doch solche Flüsse gibt es in Bayern heute nur noch wenige. Und so besiedelt der Flussregenpfeifer fast nur noch vom Menschen geschaffene "Ersatzbiotope" und brütet dort. Wir finden ihn daher vor allem in Kies- und Sandgruben oder Steinbrüchen, aber auch an Weihern und Teichen, an Überschwemmungsflächen und manchmal sogar auf Großbaustellen. Gerade in seiner Brutzeit zwischen April bis Juli braucht der Flussregenpfeifer Ruhe und ist sehr empfindlich, was Störungen angeht.
In Gewinnungsstätten findet er neben den schlammigen Uferbereichen, die er mag, auch seine bevorzugte Nahrung, bodennah lebende Insekten, Spinnen und Würmer.
Damit Sie ihn auch gut erkennen können: Der Flussregenpfeifer ist ein kleiner Vogel mit 14 bis 16 cm und hat eine sehr typische Bewegungsweise. Er "rollt" quasi über den kiesigen oder schlammigen Boden und bleibt dann plötzlich stehen, um in einer verharrenden Haltung auf Beutesuche zu gehen. Sein Gefieder ist oben sandbraun und unten weiß gefärbt. Die markante Kopffärbung, ein schwarzes Stirnband, das durch einen weißen Saum vom braunen Kopfscheitel getrennt ist, ist sein Kennzeichen. Stirn, Kinn und ein sich wie um den Nacken ziehendes Halsband sind ebenfalls weiß.
Lebensraum Flussregenpfeifer